Das Entwurfsgebiet am südlichen Dorfrand von Oetwil am See, mit seinem Bezug zur offenen Landschaft und den umliegenden, vereinzelten Gehöften, bot ortsplanerisch wie typologisch die Chance diese dörflich verstandene Identität weiterzubauen. Aufgrund des Identitätspotentials der beiden Bestandsgebäude wurde im Wettbewerbsverfahren vorgeschlagen diese Häuser zu erhalten und sanft zu renovieren. Die beiden Neubauten bilden zusammen mit den erarbeiteten ortsbaulichen Volumen im Ideenperimeter eine weilerartige Mitte mit Dorfbrunnen und Kastanienbäumen. Auf der benachbarten Parzelle wird eine Hofgruppe um einen baumgesäumten Kiesplatz vorgeschlagen.
Es wurde Wert darauf gelegt, die charakteristischen dörflichen Aussenraumtypen mit Haupt- sowie Nebenstrassen, Feldwegen und Vorplätzen weiterzuführen. Erst durch die Verbindung dieser traditionellen ortsbaulichen Elemente wird ein identitätsstiftendes Weiterbauen des Dorfes ermöglicht und ein Ausbreiten von Agglomeration und Siedlungsbau verhindert.
Die Neubauvolumen setzten sich explizit mit ländlichen Bauelementen auseinander. Die Setzung erfolgt bewusst nicht strassenbegleitend, sondern orientiert sich an den Höhenlinien, wodurch eine Raumfassung auf der südwestlichen Seite entsteht, wo die ortstypischen Bauerngärten angelegt sind. Das Häuserpaar verfügt so über einen dreiseitigen Grünraumbezug und ermöglicht auf der Nordostseite den Blick in Richtung Ortsmitte.
Die Volumetrie orientiert sich an den im Zürichseeraum vorgefundenen Doppelhäusern, die über Generationen hinweg erweitert und transformiert wurden, aber dennoch als eine Einheit wahrgenommen werden. Durch den Übertrag der ortstypischen Satteldachform in eine sowohl der Umgebung als auch den Neubauten angemessene Dimension, ordnen sie sich in die Abfolge der bestehenden Häuser ein.
Mit der Erstellung der Neubauten können die beiden Bestandsbauten von maximalem Ausnützungsdruck und der heutigen Übernutzung befreit werden, wodurch deren Rückführung auf ihre einfache strukturelle Ordnung ermöglicht wird.
Credits
Auftrag: Projektwettbewerb 2018, 1. Preis
Ausführung: 2018–2021
Bausumme: CHF 10.5 Mio.
Programm: Zwei Wohnhäuser mit 21 Wohnungen
Bauherrschaft: Hinderer Liegenschaften AG, Oetwil am See
Mitarbeit Wettbewerb: Peter Baumberger, Karin Stegmeier, Arno Bruderer, Alexandra Scheibl
Mitarbeit Ausführung: Projektleitung: Timo Bullmann, Sarah Fahrni, Aurelia Huber, Bauleitung: Timo Bullmann, Manuela Schneeberger, Architektur: Giovanni Caprara, Michael Kälin, Corinne Späni, Praktikum: Cheng-Fang Lee, Hella Raue Lehrling: Jules Mignot
Bauingenieur: Buchmann Partner AG, Uster
Holzbauingenieur, Brandschutz: Pirmin Jung Ingenieure AG, Sargans
HLS-Planung: Schoch Reibenschuh AG, Volketswil
Elektroplanung: fm elektro engineering ag, Wald
Bauphysik: BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich
Fotos: Jürg Zimmermann, Zürich