Die Dörfer und Weiler in der weitläufigen Landschaft zwischen Bachtel und Pfäffikersee zeigen sich noch heute als intakte Bauerndörfer, welche früher die Identität des Zürcher Oberlands prägten. Das Areal Luppmenpark mit seinen denkmalgeschützten Häusern versinnbildlicht diese historische Identität geradezu ideal. Das Ensemble aus Kosthaus, Riegelhaus und Scheune, welche das ursprüngliche Gehöft aufspannen wurde bereits im 19. Jahrhundert durch das Gärtnerhaus und die Pflanzbeete am Bach zu einem kleinen, langgestreckten Weiler erweitert. Durch die Fabrikantenvilla mit dem dazugehörigen Park und den Webereihallen auf der anderen Seite der Strasse wird der bislang bäuerliche Ort mit industrieller und bürgerlicher Prägung erweitert. Die klassizistische Villa mit dem alten Baumbestand zeugt von dieser Veränderung und manifestieret im Luppmenpark auf eindrückliche Art die Erneuerungen der industriellen Epoche. Die Flarzhäuser mit den am Bach stehenden Industriebauten und das freie Feld gegen Süden runden den ausserordentlichen Kontext ab. Das Repertoire des Vorgefundenen ist derart reich, dass es nicht viel Neues bedarf. Alles ist bereits da und muss nur neu erzählt werden.
Ausgehend von der Lektüre des Ortes und den Bedürfnissen der zukünftigen Bewohner wird vorgeschlagen Kost- und Riegelhaus mit vier weiteren Einzelbauten, einem Weiler gleich, zu ergänzen. Um die zwei Bestandesbauten einzubinden und nicht mit einheitlichen Neubauten zu marginalisieren, aber auch um dem Individualitätsbedürfnis der Bewohner zu entsprechen, soll jedes Haus im Ensemble eigenständig artikuliert werden. Die Scheune wird durch ein Holzhaus mit Bretterverkleidung an gleicher Stelle ersetzt, das Gärtnerhaus stellt als verputztes Haus einen Bezug zur Villa her. Die Häuser am Bach suchen als strukturelle Holzbauten einen Bezug zu den Webereien. Zusammen mit der Villa entsteht ein Dorf für ältere Menschen. Die ehemalige Fabrikantenvilla soll als repräsentativer Hauptbau die Adresse prägen und mit Gemeinschaftsräumen im Erdgeschoss als Begegnungsort dienen.
Credits
Auftrag: Projektwettbewerb 2021, 1. Preis
Ausführung: 2021–2027
Programm: Neubau mit 38 Alterswohnungen
Bauherrschaft: Gemeinde Hittnau, Genossenschaft «Alterswohnen Luppmenpark» (GAL)
Mitarbeit Wettbewerb: Peter Baumberger, Karin Stegmeier, Caroline Lütjens, Alexandra Niedermayr, Mike Zweidler
Mitarbeit Ausführung: Peter Baumberger, Karin Stegmeier, Projektleitung: Deborah Augsburger, Architektur: Mattia Furler, Daniel Kaschub, Praktikum: Raphael Hecht
Landschaftsarchitektur: SMS Landschaftsarchitektur, Zürich
Bauingenieur: APT Ingenieure GmbH, Zürich
Holzbauingenieur: Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG, Zürich
Elektroplanung: gutknecht elektroplanung AG, Zürich
Visualisierungen: OVI Images, Baden